Herzstillstand bei Zuschauern in deutschen Fußballstadien

Aus: Luiz T., Preisegger T., Rombach D., Madler C. - Deutsches Zentrum für Notfallmedizin & Informationstechnologie, DENIT, Fraunhofer 

HINTERGRUND - Die medizinische Versorgung ist ein wichtiges Element der Sicherheitsvorkehrungen für Besucher von Sportarenen. Die organisatorischen Anforderungen sind besonders hoch, wenn ein Herzstillstand auftritt; Wie dieses Szenario gehandhabt wird, kann somit als ultimativer Indikator für die Qualität der medizinischen Versorgung im Stadion dienen. Ziel dieser Studie war es, die Strukturen und Ressourcen für die medizinische Versorgung der Zuschauer in deutschen Profifußballstadien zu analysieren und die Häufigkeit und den primären Wiederbelebungserfolg eines Herzstillstands zu ermitteln.

MATERIAL UND METHODEN - 2011 wurde unter den Vereinen der ersten und zweiten deutschen Fußballliga eine fragebogenbasierte Umfrage zur medizinischen Versorgung der Zuschauer in den Spielzeiten 2008/2009 und 2009/2010 durchgeführt. Der Schwerpunkt lag auf der Qualifikation von Notfallteams Ausrüstung und die Inzidenz von Herzstillstand.

ERGEBNISSE - Insgesamt wurden 15 Stadien (38%) in die Umfrage einbezogen. Die durchschnittliche Anzahl der Ärzte und Rettungssanitäter vor Ort betrug 0.6 / 10,000 Sitze bzw. 16 / 10,000 Sitze. Von letzteren hatten durchschnittlich 82% (mindestens 20% und höchstens 100%) eine Schulung mit automatischen externen Defibrillatoren erhalten. In 87% der Stadien war ein regelmäßiges Fortbildungstraining (ALS) erforderlich. Die durchschnittliche Anzahl der Defibrillatoren pro Stadion betrug 2.8 / 10,000 Sitzplätze (Minimum 1.3 und Maximum 3.8), einschließlich 1.7 automatischer Defibrillatoren (Minimum 0.4 und Maximum 2.8). Für den Patiententransport ein Mittelwert von 0.65 ALS Krankenwagen Fahrzeuge pro 10,000 Sitzplätze (mindestens 0.14 und höchstens 1.46) waren vor Ort verfügbar. In allen Stadien waren die Mitarbeiter über Mobilfunk mit dem medizinischen Kontrollraum des Stadions verbunden. Insgesamt wurden 52 Herzstillstände (= 0.25 / 100,000 Zuschauer) registriert, von denen 96% der Patienten in Krankenhäuser mit spontanem Kreislauf transportiert wurden.
FAZIT - Herzstillstände sind in deutschen Fußballstadien keine Seltenheit. Die teilnehmenden Stadien sind in organisatorischer, personeller und technischer Hinsicht insgesamt gut auf solche Vorfälle vorbereitet, und aufgrund der kurzen Reaktionszeiten übertrifft der Erfolg der Wiederbelebung den der üblichen Rettungsdienste bei weitem. Diese Erkenntnisse können darüber hinaus als Motivationsbeispiel dienen, um in öffentlichen Informationskampagnen frühzeitig mit der Wiederbelebung zu beginnen.

Lesen Sie diesen Artikel in VERÖFFENTLICHT (Englisch)
Lesen Sie diesen Artikel in VOLLER TEXT (Deutsch)

Mehr interessante Produkte: